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.Er wird doch, denk ich, in dem Höllenbrodem, der jetzt über die Welt weht, nicht den Odem Gottes erkennen wollen, nicht den, der die Armada zerblies.«» Doch, Herr von Schach.Oder glauben Sie wirklich, daß der Odem Gottes im Spezialdienste des Protestantismus oder gar Preußens und seiner Armee steht?«»Ich hoffe, ja.«»Und ich fürchte, nein.Wir haben die ›propreste Armee‹, das ist alles.Aber mit der ›Propretät‹ gewinnt man keine Schlachten.Erinnern sich Königliche Hoheit der Worte des großen Königs, als General Lehwald ihm seine dreimal geschlagenen Regimenter in Parade vorführte? ›Propre Leute‹, hieß es.›Da seh Er meine.Sehen aus wie die Grasdeibel, aber beißen.‹ Ich fürchte, wir haben jetzt zuviel Lehwaldsche Regimenter und zuwenig altenfritzige.Der Geist ist heraus, alles ist Dressur und Spielerei geworden.Gibt es doch Offiziere, die, der bloßen Prallheit und Drallheit halber, ihren Uniformrock direkt auf dem Leibe tragen.Alles Unnatur.Selbst das Marschierenkönnen, diese ganz gewöhnliche Fähigkeit des Menschen, die Beine zu setzen, ist uns in dem ewigen Paradeschritt verlorengegangen.Und Marschierenkönnen ist jetzt die erste Bedingung des Erfolges.Alle modernen Schlachten sind mit den Beinen gewonnen worden.«»Und mit Gold«, unterbrach hier der Prinz.»Ihr großer Empereur, lieber Bülow, hat eine Vorliebe für kleine Mittel.Ja, für allerkleinste.Daß er lügt, ist sicher.Aber er ist auch ein Meister in der Kunst der Bestechung.Und wer hat uns die Augen darüber geöffnet? Er selber.Lesen Sie, was er unmittelbar vor der Austerlitzer Bataille sagte.›Soldaten‹, hieß es, ›der Feind wird marschieren und unsre Flanke zu gewinnen suchen; bei dieser Marschbewegung aber wird er die seinige preisgeben.Wir werden uns auf diese seine Flanke werfen und ihn schlagen und vernichten.‹ Und genauso verlief die Schlacht.Es ist unmöglich, daß er aus der bloßen Aufstellung der Österreicher auch schon ihren Schlachtplan erraten haben könnte.«Man schwieg.Da dies Schweigen aber dem lebhaften Prinzen um vieles peinlicher war als Widerspruch, so wandt er sich direkt an Bülow und sagte: »Widerlegen Sie mich.«»Königliche Hoheit befehlen, und so gehorch ich denn.Der Kaiser wußte genau, was geschehen werde, konnt es wissen, weil er sich die Frage, ›was tut hier die Mittelmäßigkeit‹, in vorausberechnender Weise nicht bloß gestellt, sondern auch beantwortet hatte.Die höchste Dummheit, wie zuzugestehen ist, entzieht sich ebenso der Berechnung wie die höchste Klugheit, das ist eine von den großen Seiten der echten und unverfälschten Stupidität.Aber jene ›Mittelklugen‹, die gerade klug genug sind, um von der Lust, ›es auch einmal mit etwas Geistreichem zu probieren‹, angewandelt zu werden, diese Mittelklugen sind allemal am leichtesten zu berechnen.Und warum? Weil sie jederzeit nur die Mode mitmachen und heute kopieren, was sie gestern sahn.Und das alles wußte der Kaiser.Hic haeret.Er hat sich nie glänzender bewährt als in dieser Austerlitzer Aktion, auch im Nebensächlichen nicht, auch nicht in jenen Impromptus und witzigen Einfällen auf dem Gebiete des Grausigen, die so recht eigentlich das Kennzeichen des Genies sind.«»Ein Beispiel.«»Eines für hundert.Als das Zentrum schon durchbrochen war, hatte sich ein Teil der russischen Garde, vier Bataillone, nach ebensoviel gefrornen Teichen hin zurückgezogen, und eine französische Batterie fuhr auf, um mit Kartätschen in die Bataillone hineinzufeuern.In diesem Augenblick erschien der Empereur.Er überblickte sofort das Besondere der Lage.›Wozu hier ein Sichabmühen en détail?‹ Und er befahl, mit Vollkugeln auf das Eis zu schießen.Eine Minute später, und das Eis barst und brach, und alle vier Bataillone gingen en carré in die morastige Tiefe.Solche vom Moment eingegebenen Blitze hat nur immer das Genie.Die Russen werden sich jetzt vornehmen, es bei nächster Gelegenheit ebenso zu machen, aber wenn Kutusow auf Eis wartet, wird er plötzlich in Wasser oder Feuer stecken.Österreichisch-russische Tapferkeit in Ehren, nur nicht ihr Ingenium.Irgendwo heißt es: ›In meinem Wolfstornister regt sich des Teufels Küster, ein Kobold, heißt Genie‹ - nun, in dem russisch-österreichischen Tornister ist dieser ›Kobold und Teufelsküster‹ nie und nimmer zu Hause gewesen.Und um dies Manko zu kassieren, bedient man sich der alten, elenden Trostgründe: Bestechung und Verräterei.Jedem Besiegten wird es schwer, den Grund seiner Niederlagen an der einzig richtigen Stelle, nämlich in sich selbst zu suchen, und auch Kaiser Alexander, mein ich, verzichtet auf ein solches Nachforschen am recht eigentlichsten Platz.«»Und wer wollt ihm darüber zürnen?« antwortete Schach.»Er tat das Seine, ja mehr.Als die Höhe schon verloren und doch andrerseits die Möglichkeit einer Wiederherstellung der Schlacht noch nicht geschwunden war, ging er klingenden Spiels an der Spitze neuer Regimenter vor; sein Pferd ward ihm unter dem Leibe erschossen, er bestieg ein zweites, und eine halbe Stunde lang schwankte die Schlacht.Wahre Wunder der Tapferkeit wurden verrichtet, und die Franzosen selbst haben es in enthusiastischen Ausdrücken anerkannt.«Der Prinz, der, bei der vorjährigen Berliner Anwesenheit des unausgesetzt als deliciae generis humani gepriesenen Kaisers, keinen allzu günstigen Eindruck von ihm empfangen hatte, fand es einigermaßen unbequem, den »liebenswürdigsten der Menschen« auch noch zum »heldischsten« erhoben zu sehen.Er lächelte deshalb und sagte: »Seine Kaiserliche Majestät in Ehren, so scheint es mir doch, lieber Schach, als ob Sie französischen Zeitungsberichten mehr Gewicht beilegten, als ihnen beizulegen ist.Die Franzosen sind kluge Leute.Je mehr Rühmens sie von ihrem Gegner machen, desto größer wird ihr eigner Ruhm, und dabei schweig ich noch von allen möglichen politischen Gründen, die jetzt sicherlich mitsprechen.›Man soll seinem Feinde goldene Brücken bauen‹, sagt das Sprichwort, und sagt es mit Recht, denn wer heute mein Feind war, kann morgen mein Verbündeter sein
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