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.Um so eigenartiger, als François seine Sympa-thie zu den Vietkong keineswegs verheimlicht : Natürlichhabe ich versucht, eine Erklärung zu finden, darüber zusprechen.Doch François gab eine ausweichende Antwort :»Ich halte ihn für eine Persönlichkeit, das ist alles.Undfür einen sehr freundlichen Menschen.«»General Loan ?«»Jawohl, sehr freundlich.«Je näher ich mit dem Krieg in Berührung komme, umso mehr wird mir klar, daß ich nie etwas von den Men-schen gewußt habe und daß ich sie erst hier zu entdeckenbeginne.16017.Dezember.Der Termin war für zehn Uhr morgens.Um zwei Uhr nachmittags ist er gekommen.Auf einmalerzitterte die Kaserne, die Polizisten rannten umher undriefen sich knappe, erregte Befehle zu, und mitten in die-sem Aufruhr tauchte ein uniformiertes Männlein auf,hinter ihm ein ganzes Gefolge ehrerbietiger Offiziere.Erging mit raschen, elastischen Schritten.Er überquerte denHof, stieg die Treppe hinauf, schloß sich in seinem Büroein, nach einer halben Stunde tat sich die Tür des Bürosweit auf, man hieß mich eintreten, das Männlein saß hin-ter einem Schreibtisch, damit beschäftigt, drei Rosen ineiner Vase zu liebkosen.Das häßlichste Männlein, das ichje gesehen habe.Über den schmächtigen kleinen Schul-tern saß schief ein kleiner Kopf, und vom Gesicht erkann-test du nur einen Mund: so über alle Maßen breit war er.Vom Mund ging es ohne Übergang zum Hals, denn dasKinn floh so rasch, daß du den Eindruck hattest, es wäregar nicht vorhanden.Und die Augen, ja, die gab es eigent-lich gar nicht, da waren nur Lider, gerade eben von einemSpalt durchzogen.Die Nase allerdings gab es schon, ob-wohl sie so platt war, daß sie sich sofort in den Wangenverlor, die ebenfalls platt waren.Wenn du ihn ansahst,überkam es dich wie ein Unwohlsein.Mit extrem langsamen, weichlichen Bewegungen ließdas Männlein von den Rosen ab.Und richtete sich halbauf und reichte mir zwei Finger, die über die meinen hin-wegglitten wie Seidenbänder.Kein Wort der Entschul-digung, der Begründung für seine übermäßige Ver-spätung.Er hauchte nur: »Bonjour.« Dann liebkoste er161wieder die Rosen.Blütenblatt um Blütenblatt, mit un-endlicher Zärtlichkeit.Und dann brach er das Schwei-gen, und beim Anhören seiner Stimme wurde diese ArtUnwohlsein zum Entsetzen.Denn seine Stimme war kei-ne Stimme.Sie war ein schmerzhaftes Flüstern, eine vomWind verwehte und einem Sterbenden gestohlene Kanti-lene, ein Ton, einem Grabe entrissen.Unfaßbar, daß ausso einem Mund so ein Ton kam.Und die Worte spracher nicht etwa so aus, wie wir sie aussprechen, das heißt ei-nes nach dem andern, er trennte eines vom andern mit ei-ner solchen Trägheit, daß das nachfolgende nie zu kom-men schien.»Ah, Madame ! Sind Rosen nicht schön ? Ich vergötteredie Rosen.In dieser Vase will ich immer frische, und jedemit einem Tautropfen.Nur mit einem & Je suis un ro-mantique, voyez-vous ? Rosen, Musik & Nachts höre ichMusik.Brahms, Chopin & Ich spiele sie auf meinem Kla-vier, freue mich, sie zusammenzufügen & «Der Mund hatte sich verzogen zu etwas, was einem Lä-cheln gleichen sollte.»Rien d extraordinaire, bien sûr.Kleine freundliche Sa-chen.Je suis un romantique & Ich kann nicht leben ohneSchönheit, ohne Anmut.Und wenn ich bedenke, daß ichmich mit dem Krieg beschäftigen muß, daß ich Soldat bin& Moi, un militaire ! Madame, moi je déteste les militaires& Disziplinierte Bestien sind das, nichts anderes.Ma-dame, voulez-vous boire quelque chose ? Oui ? Très bien &Einen Whisky oder ein Bier ? Ich trinke Whisky.«»Ein Bier, bitte.«162Der Whisky kam.Das Bier nicht.Weil er es nicht be-stellt hatte.Er hat es vergessen, dachte ich.»Vous êtes Florentine, d après ce qu on me dit & Oh, Fi-renze! Venezia! Ich kenne sie besser als Saigon, und ichliebe sie wie die Rosen
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