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.Hätten sie nicht auch wiebei David losbrechen können, als er Bathseba erblickte, und war er nicht auch ein Freund Gottes,und war ich nicht im Innersten überzeugt, daß Gott mein Freund sei?Sollte es also wohl eine unvermeidliche Schwäche der Menschheit sein? Müssen wir uns nungefallen lassen, daß wir irgendeinmal die Herrschaft unsrer Neigung empfinden, und bleibt uns beidem besten Willen nichts andres übrig, als den Fall, den wir getan, zu verabscheuen und bei einerähnlichen Gelegenheit wieder zu fallen?Aus der Sittenlehre konnte ich keinen Trost schöpfen.Weder ihre Strenge, wodurch sie unsreNeigung meistern will, noch ihre Gefälligkeit, mit der sie unsre Neigungen zu Tugenden machenmöchte, konnte mir genügen.Die Grundbegriffe, die mir der Umgang mit dem unsichtbaren Freundeeingeflößt hatte, hatten für mich schon einen viel entschiedenern Wert.Indem ich einst die Lieder studierte, welche David nach jener häßlichen Katastrophe gedichtethatte, war mir sehr auffallend, daß er das in ihm wohnende Böse schon in dem Stoff, woraus ergeworden war, erblickte, daß er aber entsündigt sein wollte und daß er auf das dringendste um einreines Herz flehte.Wie nun aber dazu zu gelangen? Die Antwort aus den symbolischen Büchern wußte ich wohl: eswar mir auch eine Bibelwahrheit, daß das Blut Jesu Christi uns von allen Sünden reinige.Nun aberbemerkte ich erst, daß ich diesen so oft wiederholten Spruch noch nie verstanden hatte.DieFragen: Was heißt das? Wie soll das zugehen? arbeiteten Tag und Nacht in mir sich durch.Endlichglaubte ich bei einem Schimmer zu sehen, daß das, was ich suchte, in der Menschwerdung desewigen Worts, durch das alles und auch wir erschaffen sind, zu suchen sei.Daß der Uranfänglichesich in die Tiefen, in denen wir stecken, die er durchschaut und umfaßt, einstmal als Bewohnerbegeben habe, durch unser Verhältnis von Stufe zu Stufe, von der Empfängnis und Geburt bis zudem Grabe, durchgegangen sei, daß er durch diesen sonderbaren Umweg wieder zu den lichtenHöhen aufgestiegen, wo wir auch wohnen sollten, um glücklich zu sein: das ward mir, wie in einerdämmernden Ferne, offenbart.O warum müssen wir, um von solchen Dingen zu reden, Bilder gebrauchen, die nur äußere Zuständeanzeigen! Wo ist vor ihm etwas Hohes oder Tiefes, etwas Dunkles oder Helles? Wir nur haben einOben und Unten, einen Tag und eine Nacht.Und eben darum ist er uns ähnlich geworden, weil wirsonst keinen Teil an ihm haben könnten.Wie können wir aber an dieser unschätzbaren Wohltat teilnehmen? »Durch den Glauben«,antwortet uns die Schrift.Was ist denn Glauben? Die Erzählung einer Begebenheit für wahr halten,was kann mir das helfen? Ich muß mir ihre Wirkungen, ihre Folgen zueignen können.Dieserzueignende Glaube muß ein eigener, dem natürlichen Menschen ungewöhnlicher Zustand des Gemütssein.»Nun, Allmächtiger! so schenke mir Glauben!« flehte ich einst in dem größten Druck des Herzens.Ich lehnte mich auf einen kleinen Tisch, an dem ich saß, und verbarg mein beträntes Gesicht inmeinen Händen.Hier war ich in der Lage, in der man sein muß, wenn Gott auf unser Gebet achtensoll, und in der man selten ist.Ja, wer nur schildern könnte, was ich da fühlte! Ein Zug brachte meine Seele nach dem Kreuzehin, an dem Jesus einst erblaßte; ein Zug war es, ich kann es nicht anders nennen, demjenigen völliggleich, wodurch unsre Seele zu einem abwesenden Geliebten geführt wird, ein Zunahen, das160vermutlich viel wesentlicher und wahrhafter ist, als wir vermuten.So nahte meine Seele demMenschgewordnen und am Kreuz Gestorbenen, und in dem Augenblicke wußte ich, was Glaubenwar.»Das ist Glauben!« sagte ich und sprang wie halb erschreckt in die Höhe.Ich suchte nun, meinerEmpfindung, meines Anschauens gewiß zu werden, und in kurzem war ich überzeugt, daß mein Geisteine Fähigkeit sich aufzuschwingen erhalten habe, die ihm ganz neu war.Bei diesen Empfindungen verlassen uns die Worte.Ich konnte sie ganz deutlich von allerPhantasie unterscheiden; sie waren ganz ohne Phantasie, ohne Bild, und gaben doch ebendieGewißheit eines Gegenstandes, auf den sie sich bezogen, als die Einbildungskraft, indem sie unsdie Züge eines abwesenden Geliebten vormalt.Als das erste Entzücken vorüber war, bemerkte ich, daß mir dieser Zustand der Seele schon vorherbekannt gewesen; allein ich hatte ihn nie in dieser Stärke empfunden.Ich hatte ihn niemalsfesthalten, nie zu eigen behalten können.Ich glaube überhaupt, daß jede Menschenseele ein und dasandere Mal davon etwas empfunden hat.Ohne Zweifel ist er das, was einem jeden lehrt, daß einGott ist.Mit dieser mich ehemals von Zeit zu Zeit nur anwandelnden Kraft war ich bisher sehr zufriedengewesen, und wäre mir nicht durch sonderbare Schickung seit Jahr und Tag die unerwartete Plagewiderfahren, wäre nicht dabei mein Können und Vermögen bei mir selbst außer allen Kredit gekommen,so wäre ich vielleicht mit jenem Zustande immer zufrieden geblieben.Nun hatte ich aber seit jenem großen Augenblicke Flügel bekommen
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